Jedes Mal, wenn ich nach Hause fahre, komme ich an „Ihr“ vorbei… die Hohe Munde hat es mir schon lange angetan, da will ich schon lange hinauf. Heute endlich ist es soweit, mit Michi und ihrem Vater Konrad wagen wir die Überschreitung vom Strassberghaus zur Rauthhütte.

Schon am Anfang kämpfen wir mit kleineren Problemen, die wir aber souverän lösen können. Der von uns gewählte Weg führt uns ins Gelände, irgendwann stellen wir fest, dass wir nicht mehr zum Normalweg „811“ wechseln können. Daher beschließen wir, unser Glück zu probieren und weiter in Richtung Latschengürtel zu gehen.

Wir steigen das Tal, das zum Scharnjoch (ca. 1.640m) führt, hinauf, gegen Ende mit einer ganz netten Steigung. Wir erreichen das Scharnjoch, wo wir kurz pausieren und uns beraten. Zurück wollen wir alle drei nicht, daher schauen wir uns den weiteren Weg an.

Konrad ruft einen Kollegen an, der uns einen Weg ansagt. Ich schaue mir mit dem Fernglas den weiteren Weg an und kann einen scheinbaren Durchschlupf durch die Latschen erkennen. Das müsste der alte Mundesteig sein, der aber nicht mehr in den Karten eingezeichnet ist.
Wir beschließen, unser Glück zu versuchen. Erst folgen wir einem Grasband, das unterhalb einer Felswand verläuft, dann erreichen wir den Einstieg zum Latschengürtel. Und siehe da, es scheint sogar vor nicht allzu langer Zeit ausgeschnitten worden sein. Steil und immer steiler, und zusätzlich richtig nass führt uns der Weg geschwind hinauf zur Niederen Munde (2.059m).

Der weitere Weg ist nun wieder gut markiert, wir schauen nochmals zurück uns sind froh, diesen Durchschlupf gefunden zu haben. Wir waren auf dem alten Mundesteig, hier gehen sicher die wenigsten Gipfelaspiranten rauf…
Wir steigen von der Niederen Munde über einen gewaltigen Rücken hinauf Richtung Hohe Munde. Erst sind noch ein paar Latschen vorhanden, dann mehr und mehr Geröll.

Zwischen drinnen finden wir auf einer Wiese zig Edelweiß, die es sich hier bequem gemacht haben. Schön anzuschauen, vermute ich, dass nicht jeder Wanderer diese Blumen zu Gesicht bekommt… zu unscheinbar sind sie, erst als Michi uns drauf hinweißt, sehen wir wie viele Alpenwahrzeichen hier stehen.
Der Weg wird ein wenig steiler und teilweise sind schon Seilversicherungen vorhanden. Der Weg ist wunderschön angelegt und macht Spaß.
Immer wieder müssen kleine Stufen überwunden werden, doch nirgends ist der Weg schwierig… der Teil zwischen Niederer Munde und Hoher Munde Westgipfel wird auch Untere, Mittlere und Obere Fürleg genannt.

… bald erreichen wir das „Rauhe Tal“. Hier wurde vor ein paar Jahren die Steiganlage, kein richtiger Klettersteig, aber doch versichert, erneuert. Leider sind schon nach kurzer Zeit Stahlträger korrodiert und die Verankerungen ausgerissen. Daher ist das Belasten der Seile mit Vorsicht zu genießen…
… der Weg ist dennoch gut zu gehen, die Sicherungen braucht man nur an ganz wenigen Stellen und dort schauen die Anker stabil aus. Trotzdem bleibt ein mulmiges Gefühl, wenn man diese Sicherungen belastet.

Nun liegt unser Ziel, die Hohe Munde, direkt vor unseren Augen und fast greifbar nahe vor uns…
Die letzten Meter auf den Gipfel sind wieder Gehgelände. Vor uns liegt eine richtige Mondlandschaft, die ihren eigenen Charm hat.
Bevor ich schließlich auf dem Gipfel stehe, muss ich mich noch um einen Geocache kümmern, der hier ganz in der Nähe versteckt ist. Ich finde das edle Teil: Eine Munitionskiste, sowas hatte ich noch nicht.

Am Gipfel der Hohen Munde (2.662m) wird dann erst mal Pause gemacht. Die Aussicht ist grandios, obwohl schon ein paar Wolken den nächsten Wetterwechsel ankündigen. Trotzdem sieht man schön über das Mieminger Plateau, Tschirgant, und weit ins Oberland.

Leider habe ich heute kein Brot mit, Konrad spendiert mir ein Vinschgerle mit Brot und Wurst… an dieser Stelle nochmals Danke für die „Rettung“!

Nach einer feinen Pause machen wir uns auf zum Ostgipfel. Dazu muss man ein wenig absteigen und dann nochmals auf das zweite Gipfelplateau aufsteigen.

Unterwegs wundern wir uns immer wieder, warum auf dem Gipfelplateau so viel Schotter liegt. Eine Vermutung unsererseits liegt in der ehemaligen Vergletscherung…

Aber egal, woher die unwirkliche Landschaft entstammt, es ist hier wunderschön, auf eine karge Art und Weise.

Am Ostgipfel der Munde (2.592m) ist viel mehr los, der Weg von der Rauthhütte zum Gipfel ist auch ein wenig einfacher als der von uns Gewählte.
Hier verweilen wir nur kurz, uns zieht es jetzt eindeutig zur Hütte, denn schon langsam regt sich bei uns Dreien der Hunger und Durst…

Der Abstieg über die Ostflanke der Munde ist richtig steil. Dafür ist der Ausblick Richtung Innsbruck und Unterland wunderschön. Immer wieder fliegen Wolkenfetzen vor uns vorbei, das Wetter verschlechtert sich.

Gemütlich steigen wir ab, an manchen Stellen muss man aufpassen, die Steine sind glatt und abgeschliffen, hier sind schon viele Bergschuhe rauf- und runtergelaufen, dementsprechend rutschig sind diese Passagen.

Wir erreichen den Latschengürtel, der Weg wird nun flacher. Am Schluss wandern wir noch durch lichten Wald, die Hütte ist jetzt in greifbarer Nähe.
Bei der Rauthhütte machen wir ausgiebige Pause, wir bestellen uns Essen und Getränke und lassen es uns gut gehen. Die Pause und Jause tut richtig gut.

Als wir von der Hütte aufbrechen, sehen wir schon dunkle Wolken am Himmel. Trotzdem gibt es immer noch Leute, die auf den Berg rauf laufen…

Für uns ist die Tour aber fast zu Ende, die letzten Meter bis zum Parkplatz in Buchen haben wir bald erledigt. Hier verabschieden wir uns, Michi und Konrad fahren ins Oberland, ich muss zurück nach Innsbruck.

Auf dem Weg ins Inntal schaue ich nochmals rauf auf den beeindruckenden Koloss. Kaum zu glauben, dass wir da heute darüber gelaufen sind.
Eine wunderschöne Tour, die ich sicher nochmals machen werde. Die Wanderschaft, also unsere Runde heute, war auch vom Feinsten, auch hier kann ich mir eine Wiederholung sehr gut vorstellen!
Tourendaten
Gesamtdauer: 7:54 h
Gesamtlänge: 15,66 km
Höhenmeter: 1.707 m

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