Beim Frühstückstisch sitzen heute schon eindeutig mehr Leute, also wird das Guesthouse auch sehr gut besucht. Wir decken uns wieder mit bitter benötigten Kalorien ein, dann starten wir die Fahrt zu unserem heuten Ziel: Ribeira do Vimiero
Wir fahren an der wunderschönen Küstenstraße im Norden von der Insel, leider sind die wirklich spektakulären Abschnitte der Strecke gesperrt, wegen Steinschlag. Ob die Straßen im Sommer offen sind, können wir nicht feststellen, auf jeden Fall stehen auf den Hinweistafeln, daß jede Haftung für Steinschlag ausgeschlossen ist. Klingt verlockend… Wir erreichen nach kurzer Anfahrt Seixal, ein malerisch gelegenes Dorf auf einer Landzunge, und eben von diesem Ort müssen wir hinein, ins Landesinnere, durch einen Taleinschnitt.
Von Seixal schlängelt sich die Straße hinauf, in die Höhe und bald erreichen wir die „Forellenzucht“, bei der wir unser Auto stehen lassen können. Schon beim Aussteigen aus dem Auto fällt uns ein sehr unangenehmer Wind auf, der in diesem Tal zieht… und wir sind gar nicht erpicht, in die immer noch nassen Neoprenanzüge zu steigen. Diese hatten wir vor zwei Tagen zum Trocknen aufgehängt. Es hilft alles nichts, ein kurzer Schrei, und die eiskalte Badehose ist angezogen, weiter geht es mit Anzug und Socken. Bald schon sind wir ausstaffiert und können unsere Tour beginnen.
Der Weg führt zuerst durch ein Bachbett, dann führt der Steig richtig steil hinauf in die Höhe. Wir müssen zur Levada Seixal hinauf, auf der wir dann unseren Einstieg zur Vimieiro finden werden. Doch der Pfad hinauf bis zur Levada hat es echt in sich, die gut 20kg auf dem Rücken machen das gehen auch nicht leichter.
Komplett verschwitzt und auch schon leicht angeschlagen erreichen wir die Levada. Eine kurze Pause und alles ist wieder gut. Ein paar Schlücke vom guten Bergwasser erledigen den Rest, jetzt kann es weitergehen. Vom Pfad zum Einstieg an der Levada entlang sind es nur 10 Minuten, die wir gleich geschafft haben. Jetzt noch die Jacken und den Gurt angezogen, dann haben wir es! Los gehts…
Die Vimieiro fängt recht locker mit einem angenehmen Einstieg an, der erste Abseiler ist nur 10m hoch. Doch dann geht es Schlag auf Fall: Abseiler mit 50m und 60m mit Zwischenständen kommen in kurzer Folge. Spannende Abseilstellen, kann man wohl sagen.
Die Canons sind hier, zumindest die, die wir gesehen haben, vorbildlich eingerichtet und die Abseilstellen wirklich sehr gut und auch sicher angelegt. Duarte, den wir am Anfang am Flughafen getroffen haben, hat uns hier nicht zu viel versprochen… Obwohl mir ganz am Anfang ob der Höhe der Wasserfälle doch ein bisschen das Muffensausen gegangen ist, 60m seilt man ja nicht jeden Tag ab, geschweige denn mit knifflingen Umbauten und Versicherungen in der Wand bzw. hier im Wasserfall. Dieses Gefühl legt sich aber schon bald, und die Konzentration, alle Techniken richtig anzuwenden, übernimmt das Ruder. Bald arbeiten Clemens und ich super zusammen, alle Handgriffe sind eingespielt und die Abseilstellen werden spielend überwunden.
Nach überwindung der letzten großen Abfälle kommen noch ein paar kurze Abseiler und Abkletter-Stellen dazu. Im unteren Teil der Schlucht liegt viel Holz und dementsprechend ist das Absteigen nicht mehr so angenehm. Der Eindruck der Schlucht bleibt aber absolut positiv, eine herrliche Schlucht in einer herrlichen Umgebung.
Zum Auto folgen wir dem gleichen Weg, den wir schon am Vormittag in die Schlucht gegangen sind. Bald erreichen wir die Forellenzucht und sind froh, wieder in trockene Kleidung steigen zu können. Der Wind war in der Schlucht nicht merkbar, aber hier, beim Auto zieht es wieder ganz nett. Schnell sind unserer Sachen eingepackt und wir beschließen, mit dem angebrochenen Nachmittag, noch eine Erkundungsfahrt zu machen. Porto Moniz soll das erste Ziel sein, doch bevor wir dort hinkommen, fahren wir zuerst wieder die spektakuläre Strasse hinunter nach Seixal.
An der Küste entlang fahren wir vom kalten Norden immer mehr in den Süden. Immer wieder kontrollierende Blicke auf das Außenthermometer zeigen eine positiv-zählende Zweierziffer… Juhu! Vielleicht schaffen wir sogar die 20°C.
Wir bleiben an der Küste ein paar Mal kurz stehen, um uns die Wunder der Natur anzuschauen, so wie eben diese Felsformation, die wunderbar instabil schon seit langer Zeit der Brandung trotzt und den Wellenbrechern einhalt gebietet.
Bei den Felsnadeln noch bewölkter Himmer, klart dieser auf, je mehr wir uns dem Süden zuwenden…
Kurz vor Caletha, in Ponte do Sol, machen wir eine letzte Rast und genießen die Sonne, die hier für uns noch einmal richtig herscheint… so soll Urlaub sein!