Nachdem ich den ersten Teil des Innsbrucker Klettersteigs mit Papa schon am letzten Wochenende gemacht hatte, konnte ich den weiteren Teil des Steiges und zusätzlich die Brandjochspitze besteigen. Doch zuerst mal von Vorne…
Während der Woche mache ich spontan mit Wolfgang aus, das wir am Wochenende auf der Nordkette übernachten und am nächsten Tag die Vordere Brandjochspitze über den Südgrat machen. Das klingt super, wir treffen uns am Freitag, so die Abmache.
Am Freitag, es ist endlich soweit, treffe ich Wolfgang in der Museumsstrasse, nachdem ich beim Geocacheevent „After A.P.E. Event“ am Bahnhof war. Wir gehen zuerst zur Hungerburgbahn, die aber schon geschlossen hat. Wir spazieren zum Marktplatz, um den „J“ zur Hungerburg zu erreichen, mit dem wir direkt zu den Nordkettenbahnen kommen. Diese fahren jeden Freitag bis 23:30Uhr, das nenne ich Service.
Bald schon erreichen wir die Sonnenterasse Innsbrucks, wir setzen uns und bestellen ein Weizen. Ein Gordon Bleu rundet die Aussicht ab, wir genießen den Abend. Von der Sonne haben wir nicht mehr allzuviel, aber bei der zur Zeit herschenden Hitze sind wir da gar nicht so unglücklich…
Wir übernachten ganz in der Nähe der Seegrube, mit Schlafsack. Die Aussicht ist berauschend, der erste Camppkatz nicht: die Schafe haben vor uns hier gerastet und haben ihre Spuren hinterlassen. Der zweite Platz ist eh viel besser, und schon bald schlafen wir tief und fest…
Am Morgen stehen wir mit der Sonne auf, um uns auf den Langen Sattel aufzumachen. Mir steht der Sinn nicht so ganz nach Südgrat, darum mache ich mit Wolfgang aus, daß wir den zweiten Teil des Klettersteigs und die Brandjochspitze über den Normalweg (Julius-Pock-Weg) machen. Auch Wolfgang ist einverstanden, also marschieren wir los.
Bald erreichen wir den langen Sattel, auf dem immer noch ein bisschen Schnee auf kühlere Tage wartet.
Dieser Wunsch wird wahrscheinlich nicht mehr gewährt werden. Schon jetzt sind die Temperaturen hoch, wir schwitzen beim Aufstieg schon anständig „die Sünden vom Vortag“ raus…
Am Langen Sattel angekommen packen wir die Brotzeit aus und machen eine gemütliche Jause. Wurst, Ei, Radieschen, Brot, was braucht man mehr…
Der Einsteig des Klettersteiges liegt direkt vor uns. Wir ziehen unsere Kletterausrüstung an, schauen uns nochmals um, dann geht es schon los, in den zweiten Teil des Innsbrucker Klettersteiges. Zuerst einmal müssen wir ein gutes Stück abklettern, schon beim Start ist ein merklicher Unterschied zum ersten Teil erkennbar. Die Landschaft ist irgendwie wilder, zackiger, mit Türmchen und Zinnen versehen. Wunderschön, um es mit einem Wort auszudrücken.
Der Weg geht durch die Sattelspitzen, auf nicht immer logischem, aber dafür lohnenden Weg, bis zum letzten Steilabfall. Unterwegs können wir eine Steinbockfamilie, vom Opa bis zum Enkel ist alles versammelt, beobachten. Es ist fazinierend, wie sicher diese Tiere, auch schon die Klitzekleinen, sich im Hochgebirge bewegen.
Von Oben können wir auf die Frau Hitt hinuntersehen, der anspruchvollste Teil des Steiges ist direkt vor uns. Eine kurze, aber knackige senkrechte Wand, die wir, teils leicht überhängend abklettern müssen.
Einmal durchschnaufen, dann gehts los. Ich merke, daß, da man ein paar Mal umsteigen muss, auch ein bisschen mehr Armkraft erforderlich ist, aber rasch und sicher ist auch diese Stelle bewältigt und wir stehen am Fusse der Frau Hitt und damit auch am Ausstieg des Klettersteiges.
Wolfgang schaut sich die Frau Hitt genau an, ein lange bekanntes Kletterziel der Innsbrucker, an dem auch viele namhafte Bergsteiger geklettert sind.
Dann ziehen wir die Gurte aus, verstauen alles im Rucksack, trinken nochmals anständig, da die Temperaturen jetzt wirklich schon heiß sind, und marschieren los, in Richtung Vordere Brandjochspitze.
Zuerst müssen wir über das karwendeltypische Geröll hinauf, der letzte Teil bis zur Spitze ist mit einen leichten Klettersteig eingerichtet, bei dem man aber das Gurtzeug nicht mehr braucht. Manche Stellen sind, besonders wegen dem Schotter, doch angenehm versichert.
Nach einem kurzen Marsch vom Frau Hitt Sattel erreichen wir dann unser Tagesziel, die wunderschöne Brandjochspitze. Ziemlich genau vor einem Jahr war ich schon mal hier auf dem Gipfel, damals alleine, dieses Mal zusammen mit Wolfgang.
Jetzt ist auch Zeit für eine Jause, die wir uns natürlich verdient haben. Wir setzen uns ein bisschen in den Schatten, essen und schauen uns um. Unter uns faulenzen ein paar Steinböcke, denen die Mittagshitze warscheinlich auch nicht so angenehm ist. Und während Wolfi seine Gipfeltschigg raucht, sucheich mir noch den Geocache „GC55N5A Die Vordere Brandjochspitze„.
Nach ausgiebiger Rast machen wir uns auf den langen Weg zurück zum Hafelekar. Obwohl, oder vielleicht weil eben die Highlights schon vorbei sind, ist der Weg zurück zur Bergstation der Nordkettenbahnen immer ein wenig beschwerlich.
Der Steig ist aber interessant, manchmal ein wenig ausgesetzt und führt in einer wunderbaren Landschaft direkt unter den Spitzen der Nordkette entlang zurück zum Ausgangspunkt.
Erwartungsgemäß ist heute recht viel los auf der Seegrube, ein paar Drachenflieger sind auch da und zeigen ihre Künste her.
Wir trinken einen Radler, dann machen wir uns auf, nach Hause. Im Bus merken wir dann doch, daß wir was gemacht haben. Müde, aber glücklich erreichen wir das traute Heim.
Gesamtstrecke: 11,54km
Höhenmeter: 1100m
Dauer: 5:30h