Nachdem das Wetter nicht so schlecht gemeldet ist, mir aber noch die lange Nacht des Bergfeuers in den Knochen steckt, beschließe ich, eine beschauliche Tour auf die Hüttenspitze am Eingang des Halltals zu machen. Es sind schon ein paar Jahre vergangen, seit ich auf diesem schönen Gipfel gesessen bin.
Ausgangspunkt ist der Hackl, da ich nicht allzu früh am Wege bin, ist der Parkplatz schon gut belegt. Trotzdem finde ich gleich einen Platz und mache ich auf den Weg.

Vom Hackl aus ist die Wegsuche immer ein wenig abenteuerlich, ein Stück muss ich am Halltalbach bzw. Weißenbach entlang wandern. An einigen Stellen ist der Steig unterbrochen, den hat wohl der Bach bei höheren Wasserständen „abgenagt“.

Schließlich zieht der Weg recht in den Wald hinauf. Die Temperaturen im Wald sind grenzwertig und schrauben meinen Flüssigkeitsbedarf dramatisch in die Höhe.

Ab und zu kommt ein laues Lüftchen auf, höchst willkommene Erfrischung, die aber nicht von Dauer ist.

Faszinierende Blicke ins Halltal entschädigen für die Anstrengung. So mancher Wanderer begegnet mir, später stelle ich fest, dass diese zum Großteil von der Alpensöhnehütte kommen.

Nachdem ich die Hütte passiert habe, wird es ruhiger, nur wenige Bergsteiger finden den Weg auf diesen faszinierenden Berg, der im Schatten seiner größeren Nachbarn, wie zum Beispiel dem Bettelwurf steht.

Die Fernsicht ist heute in zweierlei Hinsicht nicht besonders: Zum einen ist die Luft immer noch Gewitterschwanger, wobei kein akuter Ausbruch zu erwarten ist, zum anderen bläst der Südwind Saharastaub in die Alpen und beeinträchtigt damit die Sicht.

Nun habe ich die Rinne erreicht, die einfach zu erklettern, aber dennoch mit Vorsicht zu genießen ist. Zu locker ist das Gestein geschichtet und immer wieder brechen kleinere und größere Brocken ab und suchen schwerkraftsbedingt ihren Weg nach unten.

Nachdem ich den bröckeligen Teil hinter mir gelassen habe, ist der Rest des Aufstiegs einfach und, Gott sei es Gedankt, auch ein wenig erträglicher geworden, da nun ein reges, stetes Lüftchen weht.

Auch im Unterland ist die Sicht alles andere als gut, den Glotzen und auch das Kellerjoch kann man gerade noch erahnen.

Unter mir liegt das Halltal in seiner ganzen Pracht, St. Magdalena und im Hintergrund Kartellerjöchl mit den altehrwürdigen Herrenhäusern, überragt von Wildanger-, Stempeljochspitze und Roßkopf. Sogar die Rumerspitze lässt sich erahnen.

Zufrieden erreiche ich den Gipfel, nun wird gejausnet und auch eine Cachekontrolle eines meiner ältesten Caches, „Hüttenspitze“ durchgeführt.

Für mich ist das Highlight der Tour die „Abfahrt“ über die Wechselreise. Da ich keine Möglichkeit habe, in den oberen Teil der Rinne einzusehen, bleibt ein gewisses Restrisiko, dass noch Schneefelder den Abstieg erschweren.

Dennoch wage ich den nordöstlichen Abstieg, der ein wenig pfiffiger als der Aufstieg ist.

Die Schlüsselstelle, eine steile Rinne, ist wie ich schon das letzte Mal feststellen konnte, mit Henkelgriffen ausgestattet und daher leicht abzusteigen. Rasch befinde ich mich am Einstieg in die Wechselreise, die sich schneefrei präsentiert.

Die ersten Meter des Abstiegs sind immer ein wenig holprig, das Gestein ist hier grob und erlaubt keine feinen Schwünge. Doch nach ca. 100m eröffnet sich die Bahn mit perfektem Laufschotter… und das fast 600 Höhenmeter bis kurz vor die Halltalstraße.

Rückblickend schaut die Reise nicht ganz so steil aus, allerdings täuscht dies ein wenig. Die objektiven Gefahren halten sich in Grenzen, ein Totalabsturz ist unwahrscheinlich, eher würden die scharfkantigen Steine ihre volle Bremswirkung entfalten, was dem weichen Hautgewebe wohl nicht sehr zuträglich wäre.

Just diese Erfahrung muss ich im untersten Bereich machen. Ein unachtsamer Tritt und schon habe ich einen unangenehmen Schnitt am Oberschenkel. Die bei diesen Temperaturen nicht ausbleibende Schweißbildung erinnert mich anschließend permanent auf unangenehme Weise an meine Unachtsamkeit.

Dennoch kann eine solche Lappalie mir das Lächeln ob der tollen Abfahrt nicht aus dem Gesicht vertreiben. Einen solchen Abstieg kann man nur genießen.

Einmal noch schaue in den Talschluss mit seinen majestätischen Gipfeln ausgiebig an. Einige davon stehen immer noch ganz oben auf meiner Liste.

Den Abschluss meiner tollen Tour macht dann der Fluchtsteig, der mich wieder an den Parkplatz beim Hackl leitet. Dort, auch schon Tradition, drehe ich 5 Runden im Kneippbecken, bis ich meine Füße nicht mehr spüre… so erfrischt kann der ruhige Teil des Tages beginnen.

Tourendaten
Gesamtdauer: 3:25 h
Gesamtlänge: 10,29 km
Höhenmeter: 1.084 m

